Freitag, den 2. Oktober 2009 | PETO-Blatt-Artikel

Wir sind Bürgermeister

von Lisa Riedel

Es war einmal eine Jugendpartei, die im Spätsommer des Jahres 2008 auf die Idee kam, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten zu stellen. Gesagt, getan: Wir nominierten Daniel Zimmermann einstimmig zu unserem Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl 2009 in Monheim am Rhein. Außer der SPD, die schon Anfang 2008 Frau Schlößer zur BM-Kandidatin gewählt hatte, standen zu diesem Zeitpunkt noch keine anderen Bewerber fest. Für lange Zeit blieb das auch so. Denn so einig wie wir, waren sich bei der Kandidatenfrage die anderen Parteien nicht.

Während sich die CDU nicht auf einen Kandidaten einigen konnte, kamen dann nicht nur die Grünen auf die Idee, selbst jemanden ins Rennen zu schicken. Neben der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Andrea Stamm, meinten auch Einzelbewerber das Kandidatenvakuum der CDU für sich nutzen zu können. Mit der Einreichung seiner Unterstützerunterschriften ging Thomas Kuhl ohne Rückendeckung einer Partei an den Start. Irgendwann war es dann soweit. Mit knapper Mehrheit bevorzugte die CDU den externen Bewerber, Tim Brühland, gegenüber der Monheimerin Marion Prondzinsky-Kohlmetz. Das war ein gefundenes Fressen für die FDP, die Frau Prondzinsky-Kohlmetz nicht nur auf ihre Reserveliste aufnahmen, sondern sie auch auf dem Ticket der FDP ins Rennen um den Chefsessel schickte. In dem Zwist der CDU eine Chance witternd, gründeten sich außerdem die Menschen für Monheim. Nachdem der taufrischen Wählervereinigung ihr erster Bürgermeisterkandidat noch vor der offiziellen Nominierung eine Absage erteilte, stellten die Monheimer Menschen nicht irgendwen auf, sondern holten sich Unterstützung aus dem roten Lager. Lilo Friedrich sollte ihrer Meinung nach die Führung im Rathaus übernehmen. Für alle die, die in dem vielen Hin und Her die Übersicht verloren haben: Im Frühjahr 2009 waren aus den zwei Bürgermeisteranwärtern sieben geworden.

Und der Wahlkampf begann. Einige Monate, zehn Plakatmotive und gefühlte Millionen Waffeln später war es so weit. Während unserer Wahlparty im Sojus 7 bebt die Erde. Die Leinwand zeigt nach und nach die Wir sind Bürgermeister Eine Sensation mit Ansage Wahlergebnisse der 20 Wahlkreise an. Wir gewinnen acht Direktmandate. Svenja (6050) und Janne (6060) Oberdieck, Sven Timmermann (6070), Sabine Weber (6080), Florian Große-Allermann (6100), Lucas Risse (6120), Stefanie Isensee (6160) und Lisa Riedel (6200) ziehen direkt in den Stadtrat. Mit ihrer Wahl haben sie einige politische Größen, wie Herrn Goller (SPD), Herrn Göbel (CDU) oder auch den Bürgermeisterkandidat der CDU, Tim Brühland, auf Platz zwei verwiesen.

Die Stadtratswahl ergibt, dass wir in den nächsten fünf Jahren mit zwölf anstatt bisher mit sieben – Ratsfrauen und -männern – vertreten sein werden. Über die Reserveliste bekommen unsere Direktkandidaten Unterstützung von Karsten Köchling, Jens Timmermann, Max Riedel und Jana Lang. Mit zwölf Mann ist unsere neue Fraktion genauso groß wie die der CDU. Auf die SPD entfallen acht Sitze (vorher elf). Grüne und FDP dürfen je drei Vertreter (vorher je zwei) in den Rat entsenden. Menschen für Monheim und Die Linke sind mit je einem Sitz dabei.

Die eigentliche Sensation mit Ansage war die Bürgermeisterwahl. Offiziell wurde eine Entscheidung zwischen Frau Schlößer und Herrn Brühland erwartet. Hinter vorgehaltener Hand war Daniel der Favorit. Das traute sich aber kaum einer laut auszusprechen. Und es kam wie es kommen musste. Frau Schlößer war schnell abgeschlagen. Zunächst bot sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Kandidaten der CDU und Daniel. Mit jedem Wahlkreis wurde deutlicher: Daniel hat die Nase vorne. Als Daniel mit rund 3 % Abstand in Führung liegt und nur noch zwei Wahlkreise ausgezählt werden müssen ist die Sache klar: WIR SIND BÜRGERMEISTER. Daniel, Jana, Janne und ich fuhren ins Rathaus. Begeistert wird Daniel empfangen. Hände schütteln, Schulterklopfen, warten auf die letzten zwei Wahlbezirke Dann ist es amtlich. Unser Kandidat Daniel Zimmermann wird mit 30,4 % zum neuen Bürgermeister für Monheim gewählt. Er liegt damit 4,4 % vor Tim Brühland (CDU) und 11,4 % vor Frau Schlößer (SPD). Bis 2015 wird Daniel der erste Bürger der Stadt sein und die Monheimer Verwaltung leiten.

Am Tag nach der Wahlparty bleibt keine Zeit Luft zu holen. Ständig klingelt das Telefon. Kamerateams bitten Daniel um Stellungnahmen. Radiosender brauchen O-Töne. Termine müssen mit der Verwaltung abgesprochen werden. Dazwischen schwirren Fotografen, die den jüngsten Bürgermeister Monheims ins rechte Licht rücken wollen. Von RTL über das Hamburger Abendblatt bis hin zum Bayrischen Rundfunk an diesen Tagen klopfen sie alle an die Rathaustür einer mittelgroßen rheinischen Stadt zwischen Düsseldorf und Köln.

Erst Ende der Woche legt sich der Trubel. Endlich haben wir wieder Zeit, uns um die Aufgaben zu kümmern, für die wir gewählt worden sind. Neben den letzten Sitzungen der alten Ratsmannschaft müssen Vorbereitungen für die nächste Amtszeit getroffen werden. Während Daniel als designierter Bürgermeister Monheims die ersten Veranstaltungen besucht und Vorbereitungen für den Bezug seines Büros trifft, besprechen wir Ratsmitglieder mit den anderen Parteien, wie groß die Ausschüsse werden sollen und wann das erste interfraktionelle Gespräch mit den neuen Ratsfraktionen stattfinden soll. Überwältigt haben uns in den letzten Tagen die vielen Glückwünsche und Gratulationen, die uns per Post, als Email oder im Gästebuch erreicht haben. Vielen Dank für euren Zuspruch und natürlich eure Stimme! Wir sind hochmotiviert, die Verantwortung anzugehen und hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit allen Parteien.