Mittwoch, den 26. September 2018 | PETO-Blatt-Artikel

Über eine weitere Bürgermeister-Kandidatur, das Gefühl, unterschätzt zu werden und viele neu anstehende Projekte

Bürgermeister Daniel Zimmermann im Interview

Lange hielt sich das Gerücht, du würdest nach deiner derzeit laufenden Amtszeit aufhören. Inzwischen ist es offiziell: Du willst im Jahr 2020 erneut als Bürgermeisterkandidat antreten. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Bis vor etwa einem Jahr habe ich mich dazu gar nicht geäußert. Das Gerücht, ich würde nicht mehr antreten, ist vor allem von Mitgliedern anderer Parteien verbreitet worden. Vielleicht war es deren Wunschdenken? Die endgültige Entscheidung wird natürlich die PETO auf ihrer Mitgliederversammlung treffen. Mittlerweile sage ich aber klar: Wenn eine Mehrheit das möchte, trete ich in jedem Fall gerne wieder an.

Ursprünglich hast du Französisch und Physik auf Lehramt studiert. Nach deinem ersten Staatsexamen hast du erst einmal in der Uni gearbeitet. Hast du vor, irgendwann doch noch Lehrer zu werden?

Vielleicht. Das wird sich zeigen. Auch nach dem Ende der nächsten Wahlperiode im Jahr 2025 werde ich noch rund 25 Berufsjahre vor mir haben. Da ist es sicher sinnvoll, einen Plan B in der Tasche zu haben. In der Politik darf man sich niemals darauf verlassen, immer wieder gewählt zu werden.

In jedem Beruf gibt es die schönen und die weniger schönen Seiten. Wie sieht das in deinem Amt als Bürgermeister aus? Was macht dir Spaß und was ist eher lästig?

Bürgermeister zu sein, ist ein Traumjob, weil die Aufgaben so unglaublich vielfältig sind. Von Gesprächen mit großen Gewerbesteuerzahlern und politischen Diskussionen im Rat und in Ausschüssen bis hin zu Schulfesten oder Veranstaltungen der Kleingartenvereine, zwischendurch noch die von außen wenig sichtbare Verwaltungsarbeit im Rathaus – die Abwechslung ist groß und es wird nie langweilig. Hinzu kommt, dass ich das Gefühl habe, wirklich etwas für die Stadt, in der ich ja auch selbst aufgewachsen bin, erreichen zu können. Leider bleibt natürlich die freie Zeit, zum Beispiel für Freunde und die Familie oft auf der Strecke. In den letzten Jahren habe ich aber immer besser gelernt, mir kleine Freiräume zu organisieren.

„In den letzten Jahren“ ist ein gutes Stichwort. Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. Du wurdest 2009 zum jüngsten Bürgermeister NRWs gewählt. Das hat dir zwar sehr viel mediale Aufmerksamkeit gebracht, von den Monheimer Parteien wurdest du anfangs aber oft unterschätzt. Wie hat sich diese Situation im Laufe der Jahre entwickelt?

Das Gefühl, unterschätzt zu werden, begleitet mich seit der Gründung der PETO. Schon damals wurden wir nicht wirklich ernst genommen, was zunächst allerdings ein großer Vorteil war. Denn auch die Fehler, die wir damals gemacht haben, wurden nicht wirklich beachtet. So hatten wir beispielsweise keine Ahnung, wie man Anträge schreibt, wofür die Stadt eigentlich zuständig ist und ob unsere Vorstellungen überhaupt umsetzbar waren. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut daran, dass wir uns 1999 für günstigere Bustickets für Schüler einsetzen wollten, bis wir feststellten, dass die Preise im Verkehrsverbund festgelegt werden.

Es gab auch Projekte und Entscheidungen, die bei einigen Bürgerinnen und Bürgern auf Unverständnis stießen, zum Beispiel dein Vorschlag, den beiden Monheimer Moscheegemeinden kostenlose Grundstücke zu überlassen. Wie gehst du mit solchen Situationen um?

Mir ging es in der Politik nie um mich selbst oder um den eigenen Machterhalt. Wenn es gute Gründe für eine Entscheidung gibt, die einem zunächst nicht nur Applaus einbringt, dann muss man als Politiker auch in der Lage sein, dafür zu werben. Ich erinnere mich immer noch gerne an die Bürgerbeteiligung zum Moscheebau mit fast 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Am Ende der gut dreistündigen Debatte haben sich rund 80 Prozent der Anwesenden ganz grundsätzlich für eine Unterstützung der Moscheegemeinden ausgesprochen. Mehr als die Hälfte war damit einverstanden, dass das in Form kostenloser Grundstücke geschieht. Das ist einer der Momente, in denen ich spüre, dass es sich lohnt, für seine tiefsten Überzeugen einzutreten – auch dann, wenn sie zunächst erklärungsbedürftig sind.

Neben den beiden Moscheen stehen noch einige weitere kostspielige Bauprojekte auf dem Monheimer Finanzplan. Beispielsweise eine eigene Festhalle, der Ankauf des Monheimer Tors und Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Leistet sich Monheim zu viel?

Unter den begonnenen Projekten ist keins, das sich die Stadt nicht leisten könnte. Zunächst einmal hat Monheim am Rhein seit meinem Amtsantritt Haushaltsüberschüsse von in Summe mehr als 450 Millionen Euro erwirtschaftet. Und da waren die gebührenfreien Kitas, die neue Musikschule, niedrige Steuersätze und so weiter bereits bezahlt. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Projekten, mit denen die Stadt Geld verdienen wird. Schauen wir uns beispielweise den Glasfaserausbau an. Er kosten zwar zunächst 27 Millionen Euro, am Ende wird die Stadt diese Investition jedoch sogar mit einer Rendite zurückbekommen. Dann nämlich, wenn zumindest 20 Prozent der Monheimer Haushalte einen aktiven Anschluss buchen. Und auch bei der Monheimer Wohnen GmbH, den Rathauscentergesellschaften oder dem Monheimer Tor ist das Geld nicht weg, sondern wird langfristig eine Rendite abwerfen.

Was auf jeden Fall nicht anzweifelbar ist, ist die Tatsache, dass Monheim am Rhein in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erfahren hat. Was ist für die Zukunft geplant?

Viele Projekte sind bereits gestartet, werden aber noch bis in die nächste Wahlperiode brauchen, bis sie umgesetzt sind. Dazu zählen beispielsweise Schulneubauprojekte im Wert von über 90 Millionen Euro, der Ausbau der Opladener Straße, der Bau der 400 geplanten Neubauwohnungen durch die Monheimer Wohnungsbaugesellschaft und die Fertigstellung der Kulturraffinerie K714. Neben den großen Bauprojekten wird aber auch das Thema Inklusion weiterhin sehr präsent sein: Das Zusammenleben von Alt und Jung, von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sowie mit und ohne Behinderung. Monheim am Rhein ist in der Lage, das zu schaffen, von dem viele andere nur reden. Ich würde mich freuen, dazu weiter meinen Teil beitragen zu dürfen.

Die Fragen stellte Maike Krebber.

 

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